Henry Ford reduzierte 1926 die Arbeitszeit seiner Angestellten von sechs auf fünf Tage in der Woche bei gleichbleibender Bezahlung. Seine 40-Stunden-Woche wurde zur Norm und ist es bis heute geblieben.
Heute, fast ein Jahrhundert später, experimentieren immer mehr Unternehmen mit der Vier-Tage-Woche. Einige haben sie bereits erfolgreich eingeführt (darunter Toshiba, Shopify und Panasonic), während viele andere das Modell derzeit testen.
Aber wie genau funktioniert die Vier-Tage-Woche? Und können Unternehmen so effektiv geführt werden? In unserem Leitfaden erfahren Sie alles, was Sie über die Vier-Tage-Woche wissen müssen.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist die Vier-Tage-Woche und wie funktioniert sie?
- Ist die Vier-Tage-Woche effektiv? Die wichtigsten Ergebnisse des Pilotprojekts von 4 Day Week Global
- Warum die Vier-Tage-Woche die Zukunft ist: Die wichtigsten Vorteile
- Gibt es auch Nachteile einer Vier-Tage-Woche?
- Wollen Sie auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen? Diese bewährten Schritte helfen Ihnen dabei
- Warum eine Vier-Tage-Woche die Zukunft ist: Fazit
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Was ist die Vier-Tage-Woche und wie funktioniert sie?
Die Vier-Tage-Woche ist eine zunehmend beliebte Alternative zur traditionellen Arbeitswoche von Montag bis Freitag. Wie der Name schon sagt, wird die Arbeitswoche auf vier Tage verkürzt – ohne dass dabei die Bezahlung oder die Arbeitsbelastung der Beschäftigten reduziert werden.
Allerdings bedeutet das nicht, dass die Vier-Tage-Woche die gleiche Anzahl von Stunden auf weniger Tage verteilt. Vielmehr wird der fünfte Tag (und damit die Arbeitszeit) gestrichen, was z. B. zu einer Arbeitswoche mit 32 Stunden statt einer 40-Stunden-Woche führt.
Das wirft die Frage auf: Wie kann von den Mitarbeitenden erwartet werden, dass sie in weniger Stunden die gleiche Menge an Arbeit bewältigen?
Dahinter steht die Annahme, dass eine kürzere Arbeitswoche die Produktivität steigert. Und tatsächlich ist das eine der vielen erwiesenen Vorteile einer Vier-Tage-Woche, auf die wir später noch näher eingehen.
Ist die Vier-Tage-Woche effektiv? Die wichtigsten Ergebnisse des Pilotprojekts von 4 Day Week Global
4 Day Week Global ist eine gemeinnützige Organisation, die Unternehmen bei der Erprobung und Umstellung auf eine Vier-Tage-Woche unterstützt. 2022 führte sie mit 33 Unternehmen in den USA und Irland die weltweit erste koordinierte Testphase für eine Vier-Tage-Woche durch.
27 der Unternehmen haben ihre Erfahrungen bewertet. 4 Day Week Global hat die Ergebnisse kürzlich veröffentlicht. Das waren die wichtigsten Erkenntnisse:
- 18 von 27 Unternehmen gaben an, dass sie die Vier-Tage-Woche nach der Pilotphase definitiv beibehalten werden. Die übrigen Unternehmen erklärten, dass sie entweder planen, damit weiterzumachen, dazu tendieren oder sich noch nicht sicher sind. Keines der teilnehmenden Unternehmen gab an, dass sie mit der Vier-Tage-Woche „eher nicht“ oder „nicht“ weitermachen wollen.
- Die durchschnittliche Bewertung der Vier-Tage-Woche auf einer Skala von 0 bis 10 (wobei 10 sehr positiv bedeutet) lag für alle teilnehmenden Unternehmen bei 9. Die Mitarbeitenden bewerteten ihre Erfahrungen mit 9,1.
- 96,9 Prozent der teilnehmenden Beschäftigten gaben an, dass sie weiterhin eine Vier-Tage-Woche wünschen.
- Nach Abschluss der Studie gaben die Mitarbeitenden an, dass sie weniger Stress, Burnout und Müdigkeit verspürten und weniger Konflikte zwischen Arbeit und Familie hatten.
- Darüber hinaus berichteten die Mitarbeitenden, dass sich ihre körperliche und geistige Gesundheit, ihre Stimmung und ihre Work-Life-Balance verbessert hat.
Immer mehr Länder experimentieren inzwischen mit der Vier-Tage-Woche, darunter Island (wo sie als „überwältigender Erfolg“ bezeichnet wird), Australien, Belgien, Kanada, Finnland, Japan und Neuseeland.
Es gibt einen Grund (eigentlich mehrere) dafür, dass die Vier-Tage-Woche immer beliebter wird. Schauen wir uns nun im nächsten Abschnitt einmal die Vorteile an.
Warum die Vier-Tage-Woche die Zukunft ist: Die wichtigsten Vorteile
Sowohl Unternehmen als auch Mitarbeitende profitieren von einer kürzeren Arbeitswoche. Das sind die wichtigsten Vorteile des Vier-Tage-Modells:
Mehr Produktivität
Eine Verkürzung der Arbeitszeit bei gleichbleibender Leistung mag vielleicht unmöglich erscheinen. Aber eine Vier-Tage-Woche kann die Produktivität der Beschäftigten tatsächlich steigern.
Untersuchungen haben ergeben, dass die Länder mit den längsten Arbeitswochen (in Stunden) auch die unproduktivsten sind. Mexiko hat im Durchschnitt die meisten Arbeitsstunden und ist gleichzeitig das unproduktivste Land (nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung).
In Luxemburg, Irland, Norwegen und Belgien beträgt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit weniger als 30 Stunden. Gleichzeitig sind das die produktivsten Länder der Welt. Bei der Testphase für eine Vier-Tage-Woche im Jahr 2019 konnte Microsoft Japan beispielsweise einen Anstieg der Produktivität der Mitarbeitenden um 40 Prozent verzeichnen.
Durch die Einführung einer Vier-Tage-Woche (und somit eines Drei-Tage-Wochenendes) haben die Mitarbeitenden mehr Zeit, um sich auszuruhen und Energie zu tanken. Das wiederum steigert ihre Konzentration, ihr Engagement und ihre Produktivität bei der Arbeit.
Mitarbeiterbindung
Die Mitarbeiterbindung ist derzeit eine der höchsten Prioritäten von Unternehmen, vor allem, da die Zahl der Kündigungen aufgrund der großen Kündigungswelle einen neuen Rekordwert erreicht hat.
In Zeiten, in denen Flexibilität und Work-Life-Balance zu den beliebtesten Mitarbeiter-Benefits gehören, kann eine Vier-Tage-Woche Ihnen einen Wettbewerbsvorteil im War for Talents verschaffen.
Laut 4 Day Week Global fanden 63 Prozent der Unternehmen es dank der Vier-Tage-Woche einfacher, Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. Interessanterweise gaben 13 Prozent der Arbeitnehmenden, die an dem Pilotprojekt für die Vier-Tage-Woche teilnahmen, an, dass eine höhere Bezahlung sie nicht davon überzeugen könnte, zu einem anderen Unternehmen zu wechseln, das eine Fünf-Tage-Woche anbietet. 13 Prozent sagten, dass sie hierfür mindestens 50 Prozent mehr Gehalt verlangen würden.
Die Mitarbeitenden freuen sich über den zusätzlichen freien Tag einer Vier-Tage-Arbeitswoche, während Unternehmen von einer höheren Mitarbeiterbindung profitieren: eine Win-Win-Situation für alle!
Weniger Stress und Burnout
Jede Maßnahme, die Stress und Burnout in der Belegschaft verringert, ist eine echte Überlegung wert. Eine Vier-Tage-Woche verbessert nachweislich das Wohlbefinden der Mitarbeitenden und erhält oder steigert sogar die Produktivität.
Nach Angaben von 4 Day Week Global berichteten 67 Prozent der Mitarbeitenden, die an der Testphase für die Vier-Tage-Woche teilgenommen hatten, dass sie sich weniger ausgebrannt fühlten. Auch das Stresslevel ging zurück, ebenso wie die Angst und der negative Affekt (das Erleben negativer Gefühle).
Gleichzeitig verbesserte sich die psychische Gesundheit der Teilnehmenden während des Versuchszeitraums, ebenso wie der positive Affekt (das Erleben positiver Gefühle).
Insgesamt konnte ein direkter Zusammenhang zwischen einer kürzeren Arbeitswoche und dem Wohlbefinden der Mitarbeitenden verzeichnet werden. Die Einführung des Vier-Tage-Modells kann daher einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung und Verbesserung der psychischen Gesundheit am Arbeitsplatz leisten.
Eine gesündere Work-Life-Balance
Flexibilität ist eine der wirksamsten Maßnahmen für eine gesündere Work-Life-Balance. Es ist nicht überraschend, dass es für Mitarbeitende mit einer Vier-Tage-Woche leichter ist, ihr Arbeits- und Privatleben unter einen Hut zu bringen.
Beschäftigte, die an der Testphase für eine Vier-Tage-Woche teilnahmen, berichteten über eine allgemeine Verbesserung ihrer Work-Life-Balance. Die Pflegearbeit fiel ihnen leichter, und sie berichteten von weniger Konflikten zwischen Familie und Beruf (z. B. kamen sie seltener von der Arbeit nach Hause und fühlten sich zu müde, um sich um die Hausarbeit zu kümmern).
Mit einem zusätzlichen freien Tag verbringen die Menschen nach eigenen Angaben jede Woche mehr Zeit mit Hobbys und ehrenamtlichen Tätigkeiten, was wiederum das allgemeine Wohlempfinden steigert.
Gibt es auch Nachteile einer Vier-Tage-Woche?
Die vielleicht größte potenzielle Herausforderung bei einer Vier-Tage-Woche ist das Risiko, dass die Beschäftigten ihre bisherige Arbeitszeit auf weniger Tage verteilen, anstatt tatsächlich weniger Arbeitsstunden zu arbeiten.
Das ist vor allem dann der Fall, wenn ihre Arbeitsbelastung nicht zu bewältigen ist.
Wenn die Mitarbeitenden bereits Überstunden machen und es kaum schaffen, ihre Aufgaben zu bewältigen, wird eine kürzere Woche ihre Arbeitszeit wahrscheinlich noch stressiger machen. In solchen Fällen kann eine Vier-Tage-Woche Stress und Burnout eher begünstigten als verringern.
Eine weitere mögliche Hürde sind die Auswirkungen auf die Kund:innen. Wenn Ihre Kund:innen von Montag bis Freitag Support benötigen und/oder erwarten, kann ein zusätzlicher freier Tag für Ihre Mitarbeitenden das Kundenerlebnis (CX) beeinträchtigen. In diesem Fall ist es mitunter notwendig, die Mitarbeitenden an verschiedenen Tagen arbeiten zu lassen (z. B. einige von Montag bis Donnerstag, andere von Dienstag bis Freitag), damit die Auswirkungen auf die Kund:innen minimal sind.
Wie Sie sehen, überwiegen die Vorteile die Nachteile bei weitem. Wenn Sie eine Vier-Tage-Woche für Ihr Unternehmen in Erwägung ziehen, haben wir im folgenden Abschnitt einige Tipps und bewährte Verfahren für Sie zusammengestellt.
Wollen Sie auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen? Diese bewährten Schritte helfen Ihnen dabei
Auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen, erfordert viel Überlegung, Sorgfalt und Vorbereitung. Hier sind einige Tipps, um Ihnen den Einstieg zu erleichtern.
1. Halten Sie das Arbeitspensum überschaubar
Wenn Sie von den Vorteilen einer Vier-Tage-Woche profitieren wollen, müssen Sie Ihre Mitarbeitenden optimal darauf vorbereiten. Sie wollen vermeiden, dass Ihre Beschäftigten am Ende doch fünf Tage arbeiten, um ihre Aufgaben zu bewältigen (und sich dabei möglicherweise verausgaben).
Also: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeitenden mit einem überschaubaren Arbeitspensum in die Vier-Tage-Woche starten.
Das ist übrigens auch der ideale Zeitpunkt, um Ihre Meeting-Kultur zu überdenken, klare Prioritäten zu setzen und die Arbeitslast der einzelnen Mitarbeitenden zu überprüfen. Streichen Sie unnötige Meetings und überflüssige Aufgaben, oder geben Sie ihnen eine niedrigere Priorität, und stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeitenden über die nötigen Mittel verfügen, um effizient und effektiv zu arbeiten.
2. Denken Sie an Ihre Kund:innen
Eine Umstellung auf eine Vier-Tage-Woche ist besonders dann erfolgreich, wenn die Auftraggebenden nichts davon bemerken. Überlegen Sie, wie sich eine kürzere Woche auf Ihre Kund:innen auswirken könnte, und entwickeln Sie entsprechende Lösungen.
Wenn zum Beispiel eine 24-Stunden-Kundenbetreuung ein wichtiger Bestandteil Ihres Services ist, sollten Sie die Schichtpläne Ihrer Mitarbeitenden so gestalten, dass Sie trotzdem in der Lage sind, diese Leistung zu erbringen.
Machen Sie eine Bestandsaufnahme aller aktuellen Versprechen ihren Auftraggebenden gegenüber und prüfen Sie, ob Sie Ihre Vier-Tage-Woche so umsetzen können, dass sie möglichst wenig Auswirkungen darauf hat.
3. Haben Sie Vertrauen
Es hat keinen Sinn, die Arbeitswoche zu verkürzen, wenn Sie anschließend den Druck auf die Mitarbeitenden erhöhen. Ähnlich wie bei der Arbeit aus dem Homeoffice erfordert die erfolgreiche Einführung einer Vier-Tage-Woche Vertrauen.
Um dieses Vertrauen aufzubauen, müssen Sie möglicherweise Ihre Denkweise ändern. Konzentrieren Sie sich auf die Qualität der Leistung Ihrer Mitarbeitenden und nicht auf die Quantität ihrer Anwesenheit. Setzen Sie klare und nachhaltige Ziele, kommunizieren Sie Ihre Erwartungen transparent, und vertrauen Sie darauf, dass Ihre Mitarbeitenden sie erfüllen.
Mehr zum Thema: So setzen Sie nachhaltige Entwicklungsziele mit Ihren Mitarbeitenden
Warum eine Vier-Tage-Woche die Zukunft ist: Fazit
In der Arbeitswelt von heute sehen sich Unternehmen mit vielen drängenden Herausforderungen konfrontiert. Die Vier-Tage-Woche setzt sich als effektive Gesamtlösung für diese Herausforderungen zunehmend durch.
Beschäftigte wünschen sich mehr Flexibilität, Schutz vor Burnout und eine gesündere Work-Life-Balance. Unternehmen dahingegen wollen Top-Talente anziehen und halten, ihre Mitarbeitenden gesund und glücklich wissen und die Produktivität steigern. Wie eine wachsende Zahl von Forschungsergebnissen zeigt, kann eine Vier-Tage-Woche all diese Kriterien erfüllen.
Mit unseren bewährten Verfahren kann auch Ihr Unternehmen mit einer Vier-Tage-Woche erfolgreich sein. Nicht vergessen: Halten Sie das Arbeitspensum überschaubar, denken Sie an Ihre Kund:innen und haben Sie Vertrauen.
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