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Führungskompetenz

Schlafen am Arbeitsplatz: Kommt jetzt die Siesta nach Deutschland?

Anika Wegner
Veröffentlicht: 24 Januar 2020
Upgedatet: 15 November 2024

Nach dem Mittagessen folgt das erste Leistungstief des Tages: Die Konzentration nimmt ab und Flüchtigkeitsfehler schleichen sich ein. Keine Energie mehr, Augen auf Halbmast. Wie schön wäre es, nun den Kopf auf den Schreibtisch sinken zu lassen, um kurz zu schlummern.

Was in Ländern wie Japan oder Spanien gang und gäbe ist, traut sich hierzulande kaum jemand. Schlafen am Arbeitsplatz ist verpönt. Wer dösen möchte, erntet dafür oft nicht mehr als müde Blicke. Der Grund: Wer schläft ist – vermeintlich – unproduktiv.

Wer aber während eines Arbeitstages eine Pause braucht, ist nicht automatisch ein fauler Taugenichts. Im Gegenteil: Wer ruht, ist danach konzentrierter, produktiver und seltener krank. Erfahren Sie hier mehr über die positiven Vorteile, wenn Sie Ihren Angestellten erlauben, im Büro zu schlafen.

Inhaltsverzeichnis

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Japan macht es vor: Warum ist Schlafen am Arbeitsplatz dort gern gesehen, aber bei uns nicht?

Der Unterschied in der Wahrnehmung des Schlafens am Arbeitsplatz zwischen Japan und Deutschland lässt sich auf kulturelle, gesellschaftliche und arbeitsbezogene Faktoren zurückführen:

  1. Kulturelle Unterschiede:
    In Japan ist die Praxis des Inemuri tief in der Kultur verankert und wird als Zeichen von Engagement und Fleiß angesehen. In Deutschland hingegen gibt es traditionell eine stärkere Trennung zwischen Arbeit und Erholung, und Schlafen am Arbeitsplatz könnte als unprofessionell oder als Zeichen von Unproduktivität wahrgenommen werden.
  2. Arbeitskultur:
    Japan hat eine Kultur der langen Arbeitszeiten, in der das Arbeiten bis zur Erschöpfung als Norm gilt. In Deutschland wird mehr Wert auf Effizienz und Produktivität innerhalb der regulären Arbeitszeiten gelegt. Pausen sind strukturiert und vorgesehen, aber das Schlafen während der Arbeitszeit ist trotzdem weniger akzeptiert.
  3. Gesellschaftliche Normen:
    In Japan wird das Schlafen in der Öffentlichkeit, einschließlich am Arbeitsplatz, als akzeptabel angesehen, solange es in einem angemessenen Kontext geschieht. In Deutschland hingegen gibt es eine stärkere Betonung auf Wachsamkeit und Präsenz während der Arbeitszeit.
  4. Arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen:
    Deutsche Arbeitsgesetze und -richtlinien legen großen Wert auf geregelte Arbeitszeiten und Pausen, die klar von der Arbeitszeit getrennt sind. Dies spiegelt sich in der Erwartung wider, dass Mitarbeitende während der Arbeitszeit wach und aktiv sind.

Diese Unterschiede zeigen, wie kulturelle und soziale Normen die Wahrnehmung und Akzeptanz von Verhaltensweisen am Arbeitsplatz beeinflussen können.

Kommt bald die Siesta nach Deutschland?

Die Einführung einer Siesta, also einer längeren Mittagspause mit der Möglichkeit zum Schlafen, ist in Deutschland aktuell nicht weit verbreitet und auch nicht offiziell geplant. Allerdings gibt es Diskussionen über flexible Arbeitszeiten und die Förderung von Maßnahmen zur Steigerung des Wohlbefindens am Arbeitsplatz, zu denen auch kurze Ruhepausen gehören könnten.

Einige Unternehmen experimentieren bereits mit Konzepten wie Power-Napping oder Ruheräumen, um die Produktivität und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Ob sich das Konzept der Siesta in Deutschland durchsetzen wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter kulturelle Gewohnheiten, betriebliche Notwendigkeiten und wissenschaftliche Erkenntnisse über die Vorteile von Pausen und Schlaf für die Arbeitsleistung.

Mehr zum Thema: Warum Ihre Unternehmenswerte so wichtig sind und wie sie zum Wohlbefinden Ihrer Mitarbeitenden beitragen

Schlafen am Arbeitsplatz fördert Produktivität und Kreativität

Ein kurzes Schläfchen kann die Produktivität der Mitarbeitenden um bis zu 40 Prozent steigern und fördert ihre Kreativität. Das fand die Professorin und Buchautorin Sara Medick mit ihrem kalifornischen Forscherteam heraus.

Für ihre Untersuchung lud das Team der University of California, Riverside, 81 Probanden ein und unterteilte sie in zwei Gruppen: Beide Teams mussten sowohl am Morgen als auch am Nachmittag verschiedene Rätsel und Quizfragen lösen. Dazwischen war eine Pause. In dieser Zeit sah sich die eine Gruppe einen Film an, und die andere legte sich aufs Ohr. Im Anschluss gab es neue Aufgaben zu lösen und siehe da: Die Mittagsschläfer schnitten nicht nur besser ab als die Wachgebliebenen, sondern sie toppten zum Teil sogar ihre eigenen Leistungen vom Morgen.

Dieses Experiment ist nur eines von vielen, das zeigt, dass kurze Ruhephasen die Leistung steigern und neue Power geben. Unternehmen wie Google oder Facebook ermutigen ihre Mitarbeitenden inzwischen sogar dazu einen Mittagschlaf zu halten. Passenderweise wird das altbekannte Nickerchen daher natürlich cool benannt: „Powernap“ – oder eben einfach ein Schläfchen, das die Kraft zurückbringt.

Raum für Ruhe: Was nötig ist, um das Schlafen im Büro zu erlauben

Unternehmen täten also gut daran, es ihren Mitarbeitenden möglichst leicht zu machen, ihre Akkus wieder aufzuladen. Am besten funktioniert das mit einem Raum für Ruhe. Einem Platz, um sich zu erholen. Einem Ort, an dem Abschalten erlaubt ist. Ausgeschlafener Vorreiter in diesem Bereich ist Babbel. Das Unternehmen hat das Potenzial des Powernaps erkannt und Ruheräume einrichten lassen. 

Und es braucht auch gar nicht viel, um den Mitarbeitenden die Möglichkeit für ein Schläfchen zwischendurch zu bieten: einen ruhigen, dunklen Raum mit Liegen, am besten mit Decken und Kissen. In der Luxusvariante werden beruhigende Tees angeboten und auf Wunsch entspannende Klänge abgespielt. Ist dafür nicht genug Platz oder Budget vorhanden, geht es auch einfacher: Die Meetingräume, die zur Mittagszeit ohnehin meist ungenutzt sind, können zur Verfügung gestellt werden.

Denn wichtig für die Schlafrevolution am Arbeitsplatz ist, gerade am Anfang, gar nicht das „Wie“, sondern das „Warum“: Proaktive Aufklärung und ein offener Umgang mit dem Thema Schlaf helfen, die Mitarbeitenden dafür zu sensibilisieren. So kann das Unternehmen eine Idee vermitteln, wie mit einem Leistungstief sinnvoll umgegangen werden kann, statt das Problem totzuschweigen oder zu ignorieren.

Und den Arbeitnehmenden gleichzeitig die anfängliche Scheu nehmen: Denn Abschalten zwischen Aktenordnern, Mail-Postfach und Flurfunk ist gar nicht so leicht. Sowohl ein stressiger Arbeitsalltag, als auch innere Barrieren verhindern das Loslassen. Hinzu kommt die Angst als Faulpelz zu gelten.

Ein eindeutiges Zeichen der Führungsetage, ein klares Ja zu angemessenen Ruhephasen, schafft Abhilfe und zeugt von einem wachen Blick für müde Mitarbeitende.

Schlafen am Arbeitsplatz: So funktioniert ein Powernap

Im Zuge der Aufklärung zum Thema Erholung und Regeneration sollte auch vermittelt werden, wie ein Powernap die versprochene Power auch tatsächlich zurückbringt. Denn Schläfchen ist nicht gleich Schläfchen.

Beim kurzen Schlummer gibt es ein paar Regeln zu beachten, sonst pennt man schnell übers Ziel hinaus: Es ist sinnvoll, sich einen Wecker zu stellen, denn Nickerchen sollten nicht länger als 20 bis 30 Minuten dauern. Während dieser Zeit bleiben die Schlafenden in der sogenannten „Leichtschlafphase“ und gleiten nicht in den Tiefschlaf ab. Das ist wichtig, um zu verhindern, dass sie sich im Anschluss nicht wie gerädert fühlen. Wer länger als eine halbe Stunde schläft, braucht danach bis zu einer Stunde, um wieder auf der Höhe zu sein – das wäre für die Arbeit kontraproduktiv.

Ist das Schläfchen jedoch kurz genug, sind Arbeitnehmende anschließend sofort wacher, arbeiten konzentrierter und schneller. Und dies wiegt den halbstündigen Arbeitsausfall mit Sicherheit auf.

Auch interessant ist, dass nicht einmal immer geschlafen werden muss: Alleine das Schließen der Augen, die kurze Auszeit von E-Mails, Telefonaten, Meetings und Kolleg:innen führt zu einem ähnlichen Effekt, wie z. B. beim Meditieren. Dafür ist allerdings auch eine Ruheraum notwendig.

Mehr zum Thema: 5 Tipps für mehr Achtsamkeit in Ihrem Unternehmen

Die gesundheitlichen Vorteile von kleinen Siestas im Büro

Aber nicht nur am Schreibtisch läuft es dank Ruhepausen rund und vor allem produktiv. Auch die Gesundheit der Angestellten verbessert sich auf lange Sicht:

  • Stress wird abgebaut und
  • die Stimmung verbessert sich,
  • das Risiko für Herzerkrankungen oder Diabetes zu bekommen wird nachweislich gesenkt.

Und das alles allein dank kurzen Auszeiten – was uns zu den beeindruckenden Folgen erholsamer Nächte bringt.

Wer ausgeschlafen ist, ist gesünder, intelligenter, belastbarer. Daher rückt zunehmen auch ein guter Nachtschlaf in den Fokus von Unternehmen. Eine große amerikanische Krankenversicherung ging sogar so weit, dass sie ein entsprechendes Bonusprogramm einführte: Wenn die Angestellten nachweisen konnten, dass sie die vergangenen 20 Nächte jeweils mindestens sieben Stunden geschlafen hatten, klingelte die Kasse und sie erhielten Boni.

ternehmen selbst dann noch Plus machte, wenn die Schlafprämien in voller Höhe ausgezahlt wurden. Denn seine ausgeruhten Mitarbeitenden waren deutlich produktiver, brachten häufiger innovative Ideen ein und trafen insgesamt auch nachweislich bessere Entscheidungen. Eine echte Win-win-Situation für alle (ausgeschlafenen) Beteiligten. Durch diese kleine Finanzspritze wollte CEO Mark Bertolini erreichen, dass seine Angestellten besser auf sich achten, früher zu Bett gehen und im Anschluss ausgeruht und wach in der Arbeit erscheinen.

Fazit: Ist Schlafen im Büro auch bald bei Ihnen erwünscht?

Fest steht: Erholsamer Nachtschlaf und Ruhepausen sind gut und essenziell für den Menschen. Das sollte eigentlich Anreiz genug sein, sich sein verdientes Nickerchen zu gönnen.

Verabschieden wir uns daher – egal ob privat oder beruflich – vom Klischee der faulen, trägen Schlafmütze. Denn Schlafen am Arbeitsplatz bringt auch ohne Schlaf-Boni eine Menge Vorteile mit sich: Für mehr Leistung, gute Laune im Team und beste Gesundheit.

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Anika Wegner

SEO Content & Blog Manager — Sprache als Zugang zu anderen Kulturen ist ein Thema, das Anika sehr am Herzen liegt. Deshalb schreibt sie bei Babbel über Themen, wie Unternehmen von Sprachlernlösungen profitieren können.

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