Die Recruiting-Branche ist derzeit – vorsichtig ausgedrückt – sehr dynamisch. In letzter Zeit sehen sich Personalverantwortliche verstärkt mit einem turbulenten Arbeitsmarkt konfrontiert, der von Trends wie der großen Kündigungswelle, Quiet Quitting und dem War for Talents beherrscht wird.
Hinzu kommen die vermehrte Telearbeit, die wachsenden Qualifikationslücken und der rasante Fortschritt im Bereich KI. Personalverantwortliche haben also eine Menge zu tun!
Wie steht es also um das Recruiting im Jahr 2024? Welche Trends und Prognosen setzen sich durch und zeigen Wirkung? Schauen wir uns das hier einmal genauer an.
Inhaltsverzeichnis
- Der Stand der Recruiting-Branche im Jahr 2024 (und warum die Candidate Experience so entscheidend ist)
- Die 5 bisher einflussreichsten Recruiting-Trends für 2024
- Wie Sie mit Hilfe dieser Trends Ihr Recruiting effizienter machen
Der Stand der Recruiting-Branche im Jahr 2024 (und warum die Candidate Experience so entscheidend ist)
Sie haben sicher schon von der Employee Experience (EX) gehört: der gesamten Erfahrung, die Mitarbeitende machen, während sie für Ihr Unternehmen arbeiten. Doch wie sieht es mit der Erfahrung aus, die potenzielle neue Mitarbeitende machen, wenn sie sich für eine Stelle bewerben und Ihr Einstellungsverfahren durchlaufen?
Das ist die sogenannte „Candidate Experience“, die einen großen Einfluss auf Ihre Chancen hat, Top-Talente zu gewinnen und einzustellen.
Laut dem 2023 Candidate Experience Report von CareerPlug haben 49 Prozent der Stellensuchenden schon einmal ein Jobangebot aufgrund einer schlechten Candidate Experience abgelehnt. Gleichzeitig gaben 81 Prozent der Befragten an, dass eine positive Candidate Experience ihre Entscheidung, ein Stellenangebot anzunehmen, beeinflusst hat.
Laut dem 2023 State of Hiring and Recruiting Report von Findem und KarmaCheck verpassen 90 Prozent der Recruiting- und Personalverantwortlichen mindestens eines ihrer Recruiting-Ziele, wobei ineffiziente Einstellungsprozesse als größtes Hindernis genannt werden.
So entgehen 71 Prozent der Personalverantwortlichen wichtige Neueinstellungen aufgrund ineffizienter Einstellungsverfahren. 53 Prozent machen dafür Probleme bei der Planung von Vorstellungsgesprächen verantwortlich, 42 Prozent eine zu langsame Auswahl und Bewertung und 34 Prozent eine ineffiziente Kommunikation.
Schwerfällige Einstellungsverfahren führen zu einer mangelhaften Candidate Experience – und das ist nicht gerade förderlich für das Erreichen Ihrer Recruiting-Ziele. Unternehmen müssen beides optimieren. Und genau das können wir gerade bei den einflussreichsten Recruiting-Trends dieses Jahres beobachten.
Was genau sind also diese Trends, und wie können sie helfen, einige der größten Herausforderungen in der Recruiting-Branche zu bewältigen? Werfen wir im nächsten Abschnitt einen Blick darauf.
Die 5 bisher einflussreichsten Recruiting-Trends für 2024
Die aktuellen Trends, die 2024 die Recruiting-Branche besonders beschäftigen, sind:
- Proaktives Recruiting und Recruitment Marketing
- Kompetenzbasiertes Recruiting
- Gehaltstransparenz
- Verstärkte Nutzung von KI (mit einer menschlichen Komponente)
- Recruiting für die Generation Z
Schauen wir uns das mal genauer an.
1. Proaktives Recruiting und Recruitment Marketing
Laut dem 2023 State of Hiring and Recruiting Report von Findem und KarmaCheck, für den Personalverantwortliche mittelständischer und großer Unternehmen in den USA befragt wurden, gaben 91 Prozent der Befragten an, dass sie planen, sich proaktiv um neue Bewerbende zu bemühen.
Während aktives Recruiting durch einen unmittelbaren Einstellungsbedarf ausgelöst wird (z. B. wenn Mitarbeitende das Unternehmen verlassen), geht es beim proaktiven Recruiting um die Pflege von Talent-Pools mit Blick auf den künftigen Einstellungsbedarf. Zu den Strategien gehören Networking, Talent Mapping und die Kontaktaufnahme mit Stellensuchenden über soziale Medien.
Dazu gehört auch das Recruitment Marketing, bei dem Sie Ihr Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber vermarkten und den Bekanntheitsgrad Ihrer Employer Brand steigern. So entwickeln potenzielle Bewerbende den Wunsch, in Ihrem Unternehmen zu arbeiten, und halten nach freiwerdenden Stellen Ausschau.
Zu den beliebten Strategien des Recruitment Marketings gehören Anzeigen in sozialen Medien, die Pflege einer guten Online-Präsenz und die Veröffentlichung von Video-Testimonials von aktuellen Mitarbeitenden.
Durch kontinuierliches proaktives Recruiting und Recruitment Marketing vergrößern Personalverantwortliche ihre Talentpools, reduzieren den Zeitaufwand für die Suche nach geeigneten Bewerbenden und sichern sich einen Wettbewerbsvorteil im War for Talents.
2. Kompetenzbasiertes Recruiting
Bei der Suche nach potenziellen neuen Mitarbeitenden auf LinkedIn suchen Personalverantwortliche heute 25 Prozent häufiger nach bestimmten Kompetenzen als noch vor drei Jahren und 50 Prozent häufiger nach konkreten Skills als nach Berufserfahrung (LinkedIn).
Personalverantwortliche interessieren sich nicht mehr so sehr für Hochschulabschlüsse, imposante frühere Arbeitgeber oder eine möglichst lange Berufserfahrung in der Branche. Sie wollen Bewerbende, die über die wichtigsten Kompetenzen für eine konkrete Stelle verfügen – unabhängig davon, wo oder wie sie diese erworben haben.
Und dieses Vorgehen funktioniert! Personalverantwortliche, die Bewerbende auf der Grundlage ihrer Skills und Kompetenzen auswählen, stellen mit 60 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit die richtige Person für die jeweilige Stelle ein.
Kein Wunder also, dass 75 Prozent der Personalverantwortlichen davon ausgehen, dass kompetenzbasiertes Recruiting in den kommenden 18 Monaten eine Priorität in ihrem Unternehmen sein wird. Dieser Recruiting-Trend wird sich garantiert durchsetzen!
3. Gehaltstransparenz
Zwei der Hauptgründe für die Ablehnung von Jobangeboten sind die Vergütung und Mitarbeiter-Benefits (laut 22 Prozent der Befragten des Candidate Experience Report 2023 von CareeerPlug).
Zum Glück nimmt die Gehaltstransparenz zu – so kann schon viel früher im Einstellungsprozess verhindert werden, dass die Erwartungen beider Seiten nicht übereinstimmen.
Laut der Jobbörse Indeed hat sich die Transparenz in Bezug auf die Gehälter in Stellenausschreibungen seit 2020 mehr als verdoppelt. Inzwischen enthält fast die Hälfte (43,7 Prozent) der US-Stellenanzeigen Gehaltsangaben.
Das ist vor allem auf die Einführung von entsprechenden Gesetzen in mehreren US-Bundesstaaten zurückzuführen. Aber auch in Bereichen, die nicht unter diese Gesetze fallen, nimmt die Gehaltstransparenz zu.
Die Angabe von Gehalt und Mitarbeiter-Benefits im Voraus spart sowohl den Bewerbenden als auch den Personalverantwortlichen Zeit und hilft dabei, diejenigen herauszufiltern, deren Gehaltsvorstellungen nicht mit denen des Unternehmens übereinstimmen. 85 Prozent der Arbeitnehmenden sagen, dass sie sich eher auf eine Stelle bewerben, bei der eine Gehaltsspanne angegeben ist.
Gehaltstransparenz ist auch förderlich für Ihr Employer Branding. Sie fördert die Lohngerechtigkeit und stärkt eine gesunde Arbeitsplatzkultur. Michelle Cheng, Talent Director bei Notion Capital, hat das im Gespräch mit Forbes wie folgt zusammengefasst:
Ein Unternehmen, das die Gehälter transparent macht, kommuniziert so viel mehr als nur das Gehalt selbst. Vielmehr zeigt es, dass es alle wie Erwachsene behandelt und eine offene Unternehmenskultur pflegt. Ein Unternehmen, das bereit ist, seine Gehälter zu veröffentlichen, ist eher bereit, seine Mitarbeitenden gerecht zu entlohnen, Leistung konsequent zu fördern und auch in anderen Bereichen offen zu kommunizieren.
Top-Talente suchen zunehmend nach Unternehmen, die mit ihren persönlichen Werten übereinstimmen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie Unternehmen bevorzugen, die Transparenz zu schätzen wissen.
4. Verstärkte Nutzung von KI (mit einer menschlichen Komponente)
Dieser Trend wird Sie nicht überraschen – es gibt kaum mehr eine Branche, die nicht in irgendeiner Form KI einsetzt. 81 Prozent der Personalverantwortlichen geben an, dass sie aktuell KI-gestützte Tools für das Recruiting verwenden.
Die spürbarsten Auswirkungen davon sind:
- Eine effizientere Suche nach Bewerbenden (laut 65 Prozent der Personalverantwortlichen)
- Eine größere Teamreichweite, ohne es zu vergrößern (laut 65 Prozent)
- Schnellere Einstellungsverfahren (62 Prozent)
- Automatisierung von sich wiederholenden Aufgaben (19 Prozent)
Dabei muss jedoch beachtet werden, dass die KI die Notwendigkeit einer menschlichen Herangehensweise an das Recruiting nicht schmälert. Auf die Frage nach den Gründen für die Ablehnung von Stellenangeboten gaben 22 Prozent der Bewerbenden „negative Erfahrungen mit Menschen im Vorstellungsgespräch“ an (neben Gehältern und Mitarbeiter-Benefits ist das der wichtigste Grund).
Am erfolgreichsten ist das Recruiting, wenn KI genutzt wird, um hinter den Kulissen effizient zu arbeiten und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Interaktion mit den Bewerbenden menschlich, persönlich und angenehm bleibt.
5. Recruiting für die Generation Z
Die Generation Z wird bis 2030 etwa 30 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung ausmachen. Personalverantwortliche verdoppeln daher bereits ihre Bemühungen, Mitarbeitende der Generation Z zu gewinnen und zu halten.
Die Generation Z legt im Vergleich zur Generation X 47 Prozent häufiger Wert auf Aufstiegsmöglichkeiten, 45 Prozent häufiger auf die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen, und 17 Prozent häufiger auf Unternehmen, die sich ernsthaft für Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion einsetzen.
Personalverantwortliche achten zunehmend darauf, was Mitarbeitende der Generation Z schätzen und von ihrem Arbeitgeber erwarten. Auf diese Erwartungen konzentrieren sie sich bei ihrem Employer Branding und Recruitment Marketing.
Sie berücksichtigen, wie wichtig der Generation Z eine schnelle und transparente Kommunikation ist, bieten Möglichkeiten zur Personalentwicklung für Talente und erkennen an, wie wichtig es ist, nicht nur über Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion zu sprechen, sondern aktiv Schritte dafür zu unternehmen.
Mehr zum Thema: Der wegweisende Leitfaden für mehr Diversität und Inklusion
Wie Sie mit Hilfe dieser Trends Ihr Recruiting effizienter machen
Wenn Sie im Jahr 2024 und darüber hinaus erfolgreiches Recruiting betreiben wollen, müssen Sie die Candidate Experience in den Vordergrund stellen. Alle einflussreichen Recruiting-Trends, die derzeit die Branche umtreiben, verfolgen das Ziel, Einstellungsverfahren schneller, effizienter, effektiver und für alle Beteiligten angenehmer machen.
Das heißt also: Betreiben Sie proaktives Recruiting, um Ihren künftigen Einstellungsbedarf zu antizipieren, verfolgen Sie bei der Suche nach den besten Bewerbenden einen kompetenzbasierten Ansatz, setzen Sie von Anfang an auf Gehaltstransparenz, nutzen Sie KI – aber mit einer menschlichen Komponente – und entwickeln Sie eine Employer Brand, die Menschen unterschiedlicher Altersgruppen (einschließlich der Generation Z) anspricht.
Wenn Sie diese Trends zu Ihrem Vorteil nutzen, werden Sie in der komplexen Recruiting-Landschaft besser zurechtkommen und sich von anderen Arbeitgebern abheben. Weitere Trends und Einblicke in das Büro der Zukunft finden Sie hier, ebenso wie die fünf wichtigsten HR-Themen 2024 und diese fünf Strategien, mit denen Sie den War for Talents gewinnen.