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Personalmanagement

Die Macht der Worte: Mehr Chancengleichheit dank gendergerechter Sprache

Anika Wegner
Veröffentlicht: 26 Februar 2021
Upgedatet: 13 November 2024

In der heutigen Geschäftswelt gewinnt die Verwendung genderneutraler Sprache zunehmend an Bedeutung. Unternehmen, die sich für eine inklusive und respektvolle Kommunikation entscheiden, senden ein starkes Signal der Wertschätzung und Gleichberechtigung an ihre Mitarbeitenden und Kundschaft.

Gendergerechte Sprache trägt dazu bei, Stereotype abzubauen und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle Geschlechtsidentitäten willkommen und anerkannt fühlen. Dies fördert nicht nur das Wohlbefinden und die Motivation der Mitarbeitenden, sondern stärkt auch das Unternehmensimage als fortschrittlicher und verantwortungsbewusster Akteur in einer vielfältigen Gesellschaft.

In diesem Blogpost werden wir Pro und Contra sowie die praktischen Aspekte der Implementierung gendergerechter Sprache in Unternehmen näher beleuchten.

Inhaltsverzeichnis

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Was ist gendergerechte Sprache? Definition & Beispiele

Gendergerechte Sprache ist eine Form der Kommunikation, die darauf abzielt, alle Geschlechtsidentitäten gleichwertig zu berücksichtigen und sichtbar zu machen.

Sie vermeidet das generische Maskulinum, das traditionell verwendet wird, um gemischte Gruppen zu beschreiben, und strebt stattdessen danach, alle Geschlechter explizit zu benennen oder geschlechtsneutrale Begriffe zu verwenden.

Hier sind einige Beispiele und Ansätze, die wir später noch mal genauer beleuchten werden:

  1. Beidnennung: Beide Geschlechter werden explizit genannt, z. B. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ statt nur „Mitarbeiter“.
  2. Gendersternchen: Ein Sternchen wird verwendet, um eine genderneutrale Form zu schaffen, z. B. „Mitarbeiter*innen“.
  3. Doppelpunkt: Der Doppelpunkt wird ähnlich wie das Gendersternchen verwendet, z. B. „Mitarbeiter:innen“.
  4. Unterstrich (Gender-Gap): Ein Unterstrich wird genutzt, um eine Pause zu markieren und alle Geschlechter einzubeziehen, z. B. „Mitarbeiter_innen“.
  5. Neutrale Begriffe: Geschlechtsneutrale Begriffe oder Umschreibungen werden verwendet, z. B. „Lehrkräfte“ statt „Lehrer“ oder „Studierende“ statt „Studenten“.

Diese Ansätze helfen, die Vielfalt der Geschlechtsidentitäten zu respektieren und tragen zu einer inklusiven und wertschätzenden Kommunikation bei.

Mehr zum Thema: Was ist inklusive Sprache und warum ist sie wichtig?

Die Gründe für gendergerechte Sprache

Es ist Mittwochmorgen und die Firmenleitung trifft sich zu einer Sitzung. Die neun Männer und drei Frauen nehmen Platz und der Vorsitzende begrüßt die Anwesenden mit den Worten „Liebe Kollegen, danke, dass Sie gekommen sind.“ Was fällt hier auf? Erstens spiegelt das Geschlechterverhältnis der Teilnehmenden die bedauernswerte Realität wider, die noch immer in den Führungsetagen deutscher Unternehmen vorherrscht. Zweitens wird diese Realität durch den unbewussten Sprachgebrauch des Vorsitzenden aufrechterhalten.

Aber die Frauen im Meeting sind doch „mitgemeint“, würden viele nun sagen. Doch genau hier liegt das Problem: Mit dem generischen Maskulinum der „Kollegen“ werden die Frauen nicht angesprochen. Sie sind faktisch unsichtbar. Diese Unsichtbarkeit trägt dazu bei, dass vielen Frauen der berufliche Aufstieg noch immer erschwert wird. Zu oft wird ihr Potenzial übersehen und sie werden nicht für höhere Positionen in Betracht gezogen. Wie sehr unsere Sprache zu dieser Benachteiligung beiträgt, wird dabei oft unterschätzt.

Warum ist gendergerechte Sprache in Unternehmen so kontrovers? 4 Pro & Contra

Die Verwendung genderneutraler Sprache in Unternehmen hat sowohl Befürwortungen als auch Kritik. Hier sind einige der häufigsten Pro- und Contra-Argumente:

ProContra
Gleichstellung der Geschlechter:
Gendergerechte Sprache fördert die Gleichbehandlung aller Geschlechter und macht Frauen sowie nicht-binäre Personen in der Sprache sichtbar, was zu einer gerechteren Wahrnehmung führen kann.
Komplexität und Verständlichkeit:
Kritiker:innen argumentieren, dass genderneutrale Sprache Texte verkomplizieren und die Lesbarkeit sowie Verständlichkeit beeinträchtigen kann, insbesondere durch die Verwendung von Sonderzeichen wie dem Gendersternchen oder Doppelpunkten.
Inklusion und Diversität:
Durch die Berücksichtigung verschiedener Geschlechtsidentitäten wird ein inklusiveres Arbeitsumfeld geschaffen, das Vielfalt fördert und alle Mitarbeitenden anspricht.
Ablehnung durch Mitarbeitende:
Einige Mitarbeitende könnten sich durch die verpflichtende Nutzung gendergerechter Sprache bevormundet fühlen oder sie als unnötig empfinden, was zu Widerstand führen kann.
Image und Unternehmenswerte:
Unternehmen, die genderneutrale Sprache nutzen, können ein modernes und progressives Image fördern, das ihre Werte von Gleichberechtigung und Respekt widerspiegelt.
Barrierefreiheit:
Für Menschen mit Sehbehinderungen oder Leseschwierigkeiten können Sonderzeichen eine Herausforderung darstellen, da sie von Screenreadern oft nicht korrekt wiedergegeben werden. Eine Ausnahme ist der Doppelpunkt.
Rechtliche Sicherheit:
In bestimmten Kontexten kann gendergerechte Sprache helfen, Diskriminierungsklagen zu vermeiden, insbesondere im Hinblick auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG).
Uneinheitlichkeit:
Es gibt (noch) keine einheitlichen Regeln für gendergerechte Sprache, was zu uneinheitlichen Anwendungen und Verwirrung führen kann.

Diese Argumente zeigen, dass die Implementierung genderneutraler Sprache in Unternehmen sorgfältig geplant werden muss, um sowohl die Vorteile zu maximieren als auch die potenziellen Nachteile zu minimieren.

Mehr zum Thema: Der wegweisende Leitfaden für mehr Diversität und Inklusion

Die Lösung liegt auf der Zunge

Kaum ein anderer Lebensaspekt bestimmt unsere Wahrnehmung, Gefühle und Handlungen so sehr wie unsere Sprache. Durch sie erschaffen wir unsere Realität. Wollen wir also in einer Welt leben, die sich durch die gleiche Teilhabe aller Geschlechter auszeichnet, so müssen wir uns kritisch mit den negativen Auswirkungen einseitiger Sprache auseinandersetzen.

Im Folgenden zeigen wir Ihnen, wie Sie durch bewusste Kommunikation zur Chancengleichheit beitragen können, und welche Rolle dabei sprachliche Weiterbildung einnehmen kann.

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So kommunizieren Sie in gendergerechter Sprache

Dass die normative Verwendung maskuliner Personenbezeichnungen in vielen Sprachen zur Diskriminierung von Frauen beiträgt, wurde erstmals in den 1970er-Jahren Teil des öffentlichen Diskurses. Seither hat sich in der Sprachforschung viel getan und es wurden verschiedene Strategien entwickelt, um geschlechtergerechte Sprache zu fördern. Dabei kommen meist zwei Methoden zum Einsatz: das Sichtbarmachen und das Neutralisieren.

Sichtbarmachen

Beim Sichtbarmachen geht es darum, alle Personen einer gemischten Gruppe gleichermaßen anzusprechen. Am geläufigsten ist hierbei die Benennung beider Geschlechter, z. B. Kundinnen und Kunden. Auch das sogenannte Splitting mit Schrägstrich findet häufig Verwendung: auf Wunsch der/des Kundin/Kunden. Eine weitere Kurzform nutzt das sogenannte Binnen-I zur Markierung: KundInnen. Diese Form wird in der Vergangenheit jedoch zunehmend vom sogenannten Gender-Sternchen abgelöst: Kund*innen. Denn die Verwendung des Asterisks vermittelt die Botschaft, dass auch Menschen, die sich keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen, miteinbezogen werden.

Bei Babbel for Business verwenden wir lieber den Doppelpunkt anstelle des Gender-Sternchens: Kund:innen. Der Grund dafür ist, dass Screenreader Doppelpunkte besser erfassen können als Sternchen. So wird die gendergerechte Sprache auch barrierefrei für Menschen mit Sehbehinderung.

Neutralisieren

Damit die Lesbarkeit eines Textes nicht zu sehr leidet, können auch geschlechtsneutrale Formulierungen verwendet werden. Hier eignen sich Substantive, die im Singular und Plural geschlechtsneutral sind, wie Mensch, Person, Mitglied, Lehrkraft etc.

Auch können Personen oft durch Institutionen ersetzt werden: die Wissenschaft statt Wissenschaftler, die Leitung statt Leiter. Im Plural funktionieren substantivierte Partizipien und Adjektive sehr gut, z. B. Lehrende, Mitarbeitende, Nutzende, Interessierte etc. Und Sätze mit Pronomen lassen sich zumeist leicht umformulieren: Aus „jeder ist willkommen“ wird „alle sind willkommen“.

Fördern Sie Chancengleichheit durch sprachliche Weiterbildung

Gendergerechte Sprache hört nicht bei der eigenen Muttersprache auf. In unserer globalisierten Berufswelt arbeiten immer mehr Mitarbeitende in einer Zweitsprache. Auch schlechte Sprachkenntnisse und mangelndes kulturelles Verständnis können zur Benachteiligung von Frauen und Minderheiten führen. Für Unternehmen lohnt es sich deshalb in dreierlei Hinsicht, in die sprachliche Weiterbildung der Belegschaft mit einem Sprachkurs für Unternehmen zu investieren:

  • Erstens geben Sie Ihren Mitarbeitenden und insbesondere den Frauen in Ihrem Team die Möglichkeit, ihre praktischen Fähigkeiten zu erweitern. Sprachkenntnisse sind mittlerweile Grundvoraussetzung auf dem Lebenslauf und für den beruflichen Aufstieg entscheidend. Außerdem steigern sie die Effizienz im gesamten Unternehmen, indem Fehlkommunikation und Konflikte vermieden werden.
  • Zweitens fördert Sprachenlernen den Perspektivenwechsel. Die kompakten Lektionen von Babbel for Business behandeln kulturelle Besonderheiten und zeigen, wie andere Sprachen mit dem Thema Gender umgehen. Interessant ist hier zum Beispiel die Vorreiterin Schwedisch: 2015 wurde das Pronomen hen offiziell anerkannt, um Personen neutral zu bezeichnen.
  • Drittens können Mitarbeitende wichtige Soft Skills mit Sprachkursen trainieren. Die Lerninhalte vermitteln karrierefördernde Kompetenzen, zum Beispiel Verhandlungen zu führen, Projekte zu besprechen oder zu präsentieren. So unterstützen Sie besonders weibliche Mitarbeitende dabei, ihre Selbstsicherheit und Leadership-Skills am Arbeitsplatz zu stärken.

Mehr zum Thema: Wie das Lernen einer Sprache zum Erfolg Ihres Unternehmens beiträgt

Wie Babbel sich für Vielfalt einsetzt

Diversität macht uns stärker – so lautet einer der Kernwerte von Babbel. Wie bereichernd Vielfalt für Innovation und Zusammenarbeit ist, erlebt unser Team mit Menschen aus über 50 Nationen täglich. Doch auch die Sprachexpert:innen von Babbel müssen sich regelmäßig vergegenwärtigen, wie Kommunikation frei von Diskrimination am Arbeitsplatz am besten gestaltet werden kann. Neben internen Diskussionsveranstaltungen und Initiativen möchten wir Diversität auf all unseren Kommunikationskanälen nach außen tragen.

Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Lerninhalten selbst. Lernende des Französischen werden beispielsweise bemerken, dass in den Kursen durchgehend sogenannte Mediopunkte, also Punkte auf halber Höhe, in den Endsilben verwendet werden, um Personenbezeichnungen angemessen auszudrücken. Auch auf Deutsch wird entweder das Gender-Sternchen verwendet oder neutral formuliert. Zu inklusiver Kommunikation gehören aber nicht nur linguistische Aspekte. Auch bei der Auswahl des Bildmaterials achtet das Team darauf, Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Alter und sexueller Orientierung abzubilden.

Aus eigener Erfahrung können wir von Babbel bestätigen: Ja, es mag zunächst mehr Reflexion und Umgewöhnung bedeuten, bei der täglichen Arbeit auf geschlechtergerechte Sprache zu achten. Doch der positive Effekt und die daraus resultierende spürbare Offenheit in der Unternehmenskultur übersteigt den anfänglichen Aufwand um ein Vielfaches. Aus diesem Grund, möchten wir auch Sie ermutigen, sich durch reflektierte Sprache für mehr Gleichberechtigung einzusetzen, und Sie mit unserem inklusivem Sprachlernangebot tatkräftig dabei unterstützen.

Könnte es bald Pflicht sein, in Unternehmen gendergerechte Sprache zu verwenden?

In Deutschland gibt es derzeit keine gesetzliche Pflicht, in Unternehmen eine gendergerechte Sprache zu verwenden. Die Entscheidung darüber liegt bei den Unternehmen selbst, die im Rahmen ihres Weisungsrechts gemäß § 106 der Gewerbeordnung (GewO) die Möglichkeit haben, Richtlinien zur Kommunikation und zum Verhalten im Betrieb festzulegen.

Eine gesetzliche Verpflichtung zur Verwendung genderneutraler Sprache wäre eine politische Entscheidung, und aktuell gibt es auf Bundesebene keine entsprechenden Gesetze. Allerdings haben einige Verwaltungen und Institutionen ihre eigenen Leitlinien und Richtlinien zur gendergerechten Sprache erlassen. Ob es in Zukunft eine gesetzliche Verpflichtung geben könnte, ist unklar und hängt von politischen Entwicklungen ab.

Fazit: Gendergerechte Schreibweise ist einfacher als gedacht

Die Debatte um genderneutrale Sprache wird anhaltend geführt und unsere Sprache unterliegt ständigem Wandel. Unternehmen sollten sich von dieser Ambivalenz allerdings nicht abschrecken lassen. Sie müssen nicht von heute auf morgen perfekt geschlechtergerecht kommunizieren.

Wichtig ist, die Unternehmenskommunikation regelmäßig zu reflektieren und so Schritt für Schritt für mehr Gleichberechtigung zu sorgen. Zahlreiche weitere Tipps und Informationen finden Sie auf Portalen wie Geschickt gendern oder Genderleicht sowie in vielen Leitfäden, die von deutschsprachigen Bildungseinrichtungen online zur Verfügung gestellt werden.

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Anika Wegner

SEO Content & Blog Manager — Sprache als Zugang zu anderen Kulturen ist ein Thema, das Anika sehr am Herzen liegt. Deshalb schreibt sie bei Babbel über Themen, wie Unternehmen von Sprachlernlösungen profitieren können.

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